Liebe Vereinsverantwortliche,
vor über einem Jahr haben wir auf dem NBV-Verbandstag 2023 unseren Rücktritt erklärt. In der nachträglichen Betrachtung wurde immer der Eindruck wiedergegeben, allein der zurückgetretene Vorstand hätte den Verband in eine schwierige Lage gebracht. Mit diesem Schreiben möchten wir Euch unsere Sichtweise unter den Gesichtspunkten
• wofür stehen wir?
• wo sind wir hergekommen?
näherbringen.
Seit der Umsetzung des Prozesses NBV2020 waren wir als Vorstand maßgeblich beteiligt, den NBV im Sinne der Vereine neu aufzustellen. Wichtige Schritte waren dabei
• Verlegung der Geschäftsstelle von Braunschweig nach Hannover
• Professionalisierung der Geschäftsstellenarbeit
• Digitalisierung der Arbeitsprozesse, Anschaffung der entsprechenden Infrastruktur
• Einrichtung der Arbeitsplätze nach ergonomischen Gesichtspunkten zum Gesundheitsschutz der Mitarbeiter
• Schaffung von NBV-eigenen Tagungsräumen
• Online-Stellung eines neuen Internetauftrittes mit eigenem Redaktionssystem
• Beauftragung zur Erstellung einer NBV-App in Zusammenarbeit mit dem DOSB
• Erstellung eines digitalen Meldeportals als erster Landesverband, damit Meldungen online gemacht werden können
• Ernennung von kompetenten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu Leiter:innen in den Bereichen Sportorganisation, Schiedsrichterwesen und Leistungssport und Schaffung der entsprechenden Strukturen, damit auf der operativen Ebene selbständig gearbeitet werden kann und auch weiterhin wird
Durch aktive Mitarbeit besonders durch Mayk fanden wir auch Gehör in den Gremien des LSB, was Ausdruck durch seine Wahl in den Sprecherrat der Landesfachverbände und die Berufung in den Arbeitsausschusses „Leistungssportkonzept 2030“ fand. Dort konnten wir z. B. erreichen, dass die Landestrainer leistungsgerecht bezahlt werden, indem jetzt der Tarifvertrag der Länder für sie Anwendung findet.
Im Augenblick sonnen sich viele im Glanz der Goldmedaille im 3X3 der Frauen. In vielen Verhandlungen in Zusammenarbeit mit dem DBB und dem LSB konnten wir als Vorstand uns gegenüber den Konkurrenten Turnen und Volleyball durchsetzen und die Einrichtung des Bundesstützpunktes in Hannover erreichen. Ohne den unermüdlichen und persönlichen Einsatz von uns als NBV-Vorstand wäre die Entscheidung nie für Basketball und Hannover gefallen.

Diese aktive und positive Zusammenarbeit bewirkte auch die Entscheidung des LSB, die Weiterentwicklung des 3X3 im NBV mit ca. 250.000 € zu fördern.

In den Arbeitsgruppen im ersten Teil des Verbandstags 2023 wurde als Quintessenz durch die Vereine herausgearbeitet, dass die bestrittenen Wege weiter begangen und ausgebaut werden sollten.
Trotz dieser positiven Vorzeichen kam es dann zur Ablehnung des Vorstandsantrags und zu unserer Rücktrittsentscheidung. Es stellt sich nun die Frage, wie es dazu kommen konnte.

Einige Monate vor dem Verbandstag stellte der Geschäftsführer zusammen mit dem VP Finanzen dem Präsidium einen Haushaltsentwurf vor, der eine Deckungslücke in Höhe von ca. 20% der Verbandsabgabe aufwies. Die Ursachen lagen u.a. in der Erhöhung von Gehältern und in der allgemeinen Teuerungsrate. Das Präsidium sprach sich für eine Erhöhung der Verbandsabgabe um 30% aus, damit zusätzlich etwas Handlungsfreiheit bestehe. Zwischen diesem Termin und dem Verbandstag fanden die Regionstage statt, bei denen die jeweiligen Regionsvorsitzenden aus dem Präsidium mit den Vereinen u.a. die Anträge zum Verbandstag abstimmten. Alles sprach dafür, dass die Vereine insgesamt die Begründung zur Erhöhung der Verbandsabgabe nachvollziehen konnten und auf dem Verbandstag zustimmen würden.
Der Verbandstag lehnte die Erhöhung dann mit einer deutlichen Mehrheit ab. Damit war der Haushalt nicht mehr gedeckt. Monate waren ungenutzt verstrichen, in denen über die regulären Kanäle des NBV eine inhaltliche Diskussion hätte geführt werden können. Auf dem Verbandstag wurden von den Vereinen u.a. Entlassungen in der Geschäftsstelle vorgeschlagen, um den Haushalt in Deckung zu bringen. Die Diskussionsbeiträge der Vereine und letztlich die Ablehnung des Haushalts stellten den Auftrag, den der Vorstand vom Verbandstag bekommen hatte, ebenso in Frage wie die Fortführung der erfolgreichen Arbeit der letzten Jahre. Der Vorstand braucht dafür einen genehmigten Haushalt und ganz generell die Rückendeckung des Verbandstages. Unser Rücktritt war konsequent und wurde auf dem Verbandstag entsprechend begründet.

In den Tagen und Wochen danach haben wir auf mehreren Ebenen Unterstützung angeboten, insbesondere für eine geordnete Übergabe an den Interimsvorstand. Diese Angebote wurden nicht oder erst sehr spät genutzt. Auch wurden wir wenige Tage nach dem Verbandstag aus dem Interimsvorstand heraus gefragt, ob wir wieder für die Vorstandspositionen zur Verfügung stehen würden. Wir haben dies zugesagt, unter den o.g. Prämissen. Diese Zusage war für uns selbstverständlich, und wir fühlten uns lange Zeit daran gebunden.
Es war verständlich, dass unser Rücktritt viele Vereine überrascht hat. Wir haben einen Brief an die Vereine geschrieben und diesen an das Präsidium mit der Bitte um Weitergabe an die Vereine geschickt. Das Präsidium hat dies nicht getan. Sich direkt an die Vereine zu wenden, kam aus der damaligen Sicht für uns nicht in Frage, da wir nicht von einer Konfrontation mit dem Präsidium ausgingen und nach außen diesen Eindruck auch nicht erwecken wollten.

Die Geschäftsführung des NBV informierte uns wenige Tage nach dem Verbandstag über die Höhe der Bescheide für die Ordnungsstrafen aus dem Spielbetrieb für das erste Halbjahr und dass die Geschäftsstelle die Bescheide für das Nichterfüllen der Schiedsrichtergestellungspflicht verschickt habe. Demnach waren diese Einnahmen so hoch, dass sie den Haushalt für das kommende Jahr decken. Die Geschäftsführung hätte diese Zahlen bereits vor dem Verbandstag wissen können und den Vorstand, das Präsidium und den Verbandstag entsprechend informieren müssen. Dieses Versäumnis ist somit ebenso ursächlich für die Entwicklung. Dieser Vorgang muss aus unserer Sicht unabhängig und transparent aufgearbeitet werden, um weiterem Schaden für den NBV vorzubeugen. Angesichts dieser Ereignisse sehen wir das Vorhaben, dass der Geschäftsführer reguläres Mitglied des Vorstands wird, sehr kritisch.
Nach unserem Rücktritt wurden alle Versuche, Kontakt mit dem Interimsvorstand aufzunehmen, um zu einer möglichst schnellen Lösung für den Verband zu kommen, zurückgewiesen. Bereits wenige Tage nach dem Verbandstag wurden unsere persönlichen NBV-Emailadressen gesperrt, so dass wir nicht einmal mehr unseren persönlichen Emailverkehr verfolgen konnten. Geht man so mit Leuten um, die sich Jahrzehnte lang für den NBV eingesetzt haben?

In der Öffentlichkeit wurde immer der Eindruck erweckt, der Interimsvorstand habe alles im Griff. Das ist jedoch nicht der Fall. Der Leistungssport hat auch für die finanzielle Ausstattung des Verbandes eine besondere Bedeutung. Um in den Strukturgesprächen mit dem LSB gute Argumente austauschen zu können bedarf es hier einer besonderen Kompetenz, die bisher durch die Person des Präsidenten zusammen mit dem Verantwortlichen für den Leistungssport wahrgenommen wurde. Man darf sich hier auch nicht durch die Erfolge auf andere Ebenen täuschen lassen. Das Abschneiden der NBV-Auswahlen bei den Bundesjugendtreffen spricht eine andere Sprache.

Auf der operativen Ebene profitiert der Interimsvorstand davon, dass wir den Verband gut aufgestellt hinterlassen haben.

Seit einem Jahr hat der Interimsvorstand keinen neuen Referenten für Leistungssport ernannt. Stattdessen hat man auf einer sogenannten Leistungssportkonferenz versucht neue Mitarbeiter zu gewinnen. Diese Veranstaltung wurde auch noch als Erfolg verkauft, aber aus unserer Sicht muss man feststellen, dass die Struktur dieser Veranstaltung bei einigen Teilnehmern wenig Verständnis hinterlassen hat. Im Gegenteil: man lädt den Leiter des Olympiastützpunktes und eine ehemalige Bundesligatrainerin ein, um dann auf dem Niveau von „wünsch dir was“ weiterzumachen.

Eigentlich hatten wir für uns die Entscheidung getroffen, auf dem Verbandstag unsere Bereitschaft zu erklären, die Geschicke des Verbandes erneut zu lenken, weil wir durch unsere Vernetzung und Kompetenz hier mehr als der Interimsvorstand für den NBV und seine Vereine erreichen können. Zwischenzeitlich sind wir jedoch zu der Überzeugung gelangt, dass dies von einigen Kräften politisch nicht gewollt wird, weshalb wir von einer Kandidatur unsererseits absehen.

Wir wünschen dem NBV auf dem Verbandstag gute Entscheidungen, dass er weiterhin in eine erfolgreiche Zukunft blicken kann.
gez.
Mayk, Sven, Wolfgang, Wim
21.08.2024

Offener Brief an die Vereine im NBV

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